Kinder an Klettergerüst
Eine neue Heimat für die Lebenshilfe

Eine neue Heimat für die Lebenshilfe

– Badische Zeitung

TITISEE-NEUSTADT. Die Lebenshilfe Südschwarzwald zieht um: Ihre neue Adresse wird ab September Scheuerlenstraße 7 heißen. Mit dem Einzug in das Mehrfamilienhaus geht eine jahrelange Suche nach einem passenden Domizil innerhalb Neustadts zu Ende. Die Pläne der Lebenshilfe für das Haus Lickert sind damit vom Tisch.

Noch vor der Eingangstür beginnt Pfeiffer zu erklären. Er zeigt auf die vier Garagen an der Rückseite des Hauses. "Zwei davon werden abgerissen, um den Weg in den Innenhof freizumachen. Hier können wir unsere Fahrzeuge abstellen und es führt eine Rampe ins Erdgeschoss, um es barrierefrei erreichen zu können", sagt er. Das Thema Parken war der Grund, warum Pfeiffer dem Haus als neue Heimat der Lebenshilfe erst etwas kritisch gegenüberstand. "Wir mit unseren großen Autos mitten in der Stadt, wo der Parkraum knapp ist." Doch als er das kleine Gärtchen und mit ihm die Möglichkeit sah, hier einen Hof mit Parkraum zu schaffen, war Pfeiffer überzeugt.

Ebenso ausschlaggebend für die Unterschrift unter den Mietvertrag, der bis ins Jahr 2034 läuft, sei das vertrauensvolle Miteinander mit der Vermieterfamilie gewesen. Sie ist auf die Lebenshilfe zugekommen und hat ihr die Immobilie zur Miete angeboten. "Wir haben uns in guten Gesprächen aufeinander zu bewegt: Jeder hat dort ein bisschen nachgegeben, wo er konnte", berichtet Pfeiffer. Herausgekommen seien Gewinner auf beiden Seiten: Die Familie hat 15 Jahre lang sichere Mieteinnahmen, die Lebenshilfe mindestens so lange ein Zuhause.

Gebaut wurde es um die Jahrhundertwende. Fenster, Türen, Treppenhaus und nicht zuletzt die Tapeten haben einen einen besonderen, einen schönen Charme. "Den wollen wir auf jeden Fall erhalten", sagt Pfeiffer.

Größere Umbauten finden erstmal nur im Erdgeschoss statt. Hier ziehen Aufenthaltsraum, Teeküche, Sanitäranlage und all das ein, was barrierefrei zu erreichen sein muss. Wie die Räume des Reisebüros, das sich bis vor kurzem in den Geschäftsräumen befand, genau genutzt werden, ist noch offen. Das erste Obergeschoss ist derzeit vermietet, die Mieterin habe allerdings signalisiert, sich nach einer neuen Wohnung umzuschauen. "Sie hat alle Zeit. Das ist so besprochen", sagt Pfeiffer. Ein menschlicher Umgang miteinander, das ist es, was der Lebenshilfe in ihrer Arbeit generell wichtig sei und auch hier zähle.

m zweiten Obergeschoss werden die Büros eingerichtet. Der Zuschnitt der ehemaligen Wohnung sei gut, so dass – anders als im Erdgeschoss – hier nichts an der Grundstruktur verändert werden müsse. Rund 400 Quadratmeter Wohnraum, schätzt der Geschäftsführer, hat das gesamte Haus, "damit haben wir doppelt so viel Platz wie jetzt an der Wilhelm-Stahl-Straße". Die Räume dort seien zu klein, das Arbeiten dadurch mitunter belastend. Außerdem sei die Parksituation ein Problem: "Wir müssen unsere Leute an der Straße aus- und einsteigen lassen. Das ist gefährlich. " Und noch etwas kommt dazu: Im bisherigen Domizil gibt es für den Server, der kühl stehen muss, keinen geeigneten Platz. Den hat man nun im Keller des Hauses an der Scheuerlenstraße gefunden. "Auch ist die Internetanbindung hier besser als in der Unterstadt.". Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zum Wohnheim Adler-Post und natürlich die Lage des Hauses mitten in der Stadt: "Menschen mit Behinderung wollen und sollen mit dabei sein."

Mit dem Umzug an die Scheuerlenstraße ist das Vorhaben Haus Lickert für die Lebenshilfe erledigt. Gleich zwei Anläufe hatte es gegeben, dort heimisch zu werden. In der ersten Planungsphase war die Lebenshilfe als Mieterin vorgesehen gewesen. Als aber klar wurde, dass Vereine, Volkshochschule (VHS) und Lebenshilfe als Nutzer die Kapazitäten des Gebäudes sprengen, hatte die Stadtverwaltung der VHS den Vorrang gegeben. "Uns wurde die ehemalige Kurverwaltung angeboten und wir haben eine Planung für das Gebäude machen lassen", erinnert Pfeiffer. Doch mit dem Aus für das Haus Lickert kam das Aus für die Lebenshilfe in der einstigen Kurverwaltung, denn sie wird zur neuen VHS-Heimat. Als der Abriss des Hauses Lickert im Raum stand, wagte die Lebenshilfe einen neuen Anlauf. Ein Architekt wurde beauftragt, er hat sich das Gebäude angeschaut und einen Kostenplan erstellt. Das Ergebnis: 1,8 Millionen Euro – zu viel für die Lebenshilfe. Enthalten gewesen seien nur die notwendigsten Arbeiten, das Haus hätte aber immer noch nicht den gewünschten Zuschnitt gehabt. "So viel Geld für einen Kompromiss, das wollten und konnten wir nicht machen", sagt Pfeiffer.

Jetzt haben also das Haus an der Scheuerlenstraße und die Lebenshilfe zusammengefunden. Der Bauantrag soll demnächst eingereicht werden, spätestens im Mai will man mit den Umbauarbeiten beginnen. Die Kosten dafür liegen bei rund 200 000 Euro. Einen Teil steuere der Vermieter bei, zudem bekommen die Lebenshilfe Unterstützung aus der Aktion Mensch. Die Mitarbeiter seien sehr gespannt darauf, was entsteht und wollen sich einbringen: "Wir werden dem Haus ein Profil geben und es mit Leben füllen."

 


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