Kinder an Klettergerüst
Nichts verloren, sondern viel gewonnen

Nichts verloren, sondern viel gewonnen

– Badische Zeitung

TITISEE-NEUSTADT. Diese Geschichte kennt nur Gewinner: Am Donnerstag hat der Förderverein des Förderzentrums Hochschwarzwald in einer kleinen Feierstunde die Dobelmühle für den symbolischen Preis von einem Euro an die Lebenshilfe Südschwarzwald übergeben. Sie erweitert mit dem historischen Gebäude bei Bonndorf-Wittlekofen ihr Freizeitangebot, dem Förderzentrum und anderen Schulen steht das Haus weiterhin als Landheim zur Verfügung. "Es geht nicht um einen Deal, sondern um eine aus gegenseitigem Vertrauen gewachsene Geste", betonte Wulf Schmidt von der Lebenshilfe.

 

Symbolische Schlüsselübergabe vom Fördervereinsvorsitzenden Konstantin Sell (vorne links) an Uli Pfeiffer, Geschäftsführer der Lebenshilfe (vorne rechts). Mit dabei (von links) Rektor Heiko Vollmer, Rainer Platen vom Förderverein, Hans-Peter Cheret und Wulf Schmidt von der Lebenshilfe. Foto: Tanja Bury/Stefan Limberger

 

Als Geschenk vom Förderkreis Landheim für behinderte Kinder und Jugendliche ging die Dobelmühle 2009 an den Förderverein des Förderzentrums. "Ein wunderschönes Objekt", wie dessen Vorsitzender Konstantin Sell schwärmt. Doch ihm sei nach der Übernahme des Vorsitzes vor zwei Jahren schnell klar geworden, "dass der Verein nur bedingt in der Lage ist, das Haus zu unterhalten". Durch die Vermietung an Schulklassen und Gruppen konnten zwar die laufenden Kosten von jährlich 12 000 Euro erwirtschaftet werden. Doch es gab keine Möglichkeit, Rücklagen zu bilden. "Aber ein Haus benötigt Geld", sagt Sell und spricht etwa die Sanierungen der Sanitäranlagen an.

Zudem sei die Dobelmühle vom Förderzentrum selbst nur wenig genutzt worden – auch das sei ein Grund, sich Gedanken darüber zu machen, das Gebäude weiterzugeben. Warum die Schüler aus Neustadt sich nicht oft im Wald bei Wittlekofen aufhielten, erklärt Rektor Heiko Vollmer. "Für einen Tagesausflug ist die Entfernung zu weit, die Abschlussfahrten führen unsere Schüler auch gerne mal in andere Gegenden und um die Dobelmühle gemeinsam mit allen Klassen zu besuchen, ist sie zu klein." Weiter machten Vollmer und Sell klar, dass die ureigene Aufgabe des Fördervereins die ist, die Arbeit der Schule zu unterstützen und nicht, ein Landschulheim zu tragen.

Umso glücklicher ist der Förderverein mit der Lösung, die Dobelmühle an die Lebenshilfe weitergeben und das Gebäude so auch weiterhin nutzen zu können – ebenso wie alle anderen Schulen. "Wir verlieren nichts und gewinnen mehr Luft für unsere eigentliche Aufgabe", freut sich Konstantin Sell. Und: Das Haus bleibe mit Titisee-Neustadt verbunden.

Dass der Förderverein die Mühle verschenkt, hat nicht etwa damit zu tun, dass es keine Interessenten gab. Im Gegenteil: "Viele Privatleute wollten sie haben, um Ferienwohnungen zu bauen." Doch Sell und seinen Mitstreitern geht es nicht um den Reibach, den sie mit dem Verkauf durchaus hätten machen können. Nein, es gehe um etwas anderes: Darum, die gute Tradition des Miteinanders und der gegenseitigen Hilfe weiterzuführen.

Diese Kraft, die es im Hochschwarzwald zweifelsohne gebe, beschwört auch Uli Pfeiffer, Geschäftsführer der Lebenshilfe: "Nicht um Zahlen geht es, sondern um Inhalte." Man habe schnell und unbürokratisch in Sachen Dobelmühle zueinandergefunden, "weil wir gemeinsam den Zweck sehen, den das Haus erfüllen soll: Es soll den Menschen nützen".

Für den weiteren Betrieb der Dobelmühle im Sinn der Lebenshilfe sind einige Investitionen notwendig. So soll das Erdgeschoss barrierefrei gestaltet und mit behindertengerechten Sanitäranlagen ausgestattet werden. Mit den Arbeiten wird im November begonnen, bis dahin läuft der Betrieb. Für die Sanierung setzt Pfeiffer zwei bis drei Monate, 2019 dann werde auch die Lebenshilfe die Dobelmühle in ihre Freizeitplanung einbeziehen. "Für dieses Jahr ist die schon längst gemacht", erklärt er. Die Kosten für den Umbau beziffert er grob zwischen 50 000 und 100 000 Euro. Hilfe soll Fördergeld der Aktion Mensch bringen. Auch kann sich Pfeiffer vorstellen, dass sich ein Helferkreis Dobelmühle gründet: "Auch hier: Gemeinsam für die gute Sache."

Die Dobelmühle

Der Name gibt Auskunft über Lage und Geschichte des um 1750 erbauten Hauses. Dobel bedeutet Schlucht im Wald oder Senke. Dass es sich einst um eine Mühle handelte, zeigen Aussparungen in den hangseitigen Bruchsteinmauern und der Fund von Mühlsteinresten am Haus. Später als Bauernhaus genutzt. Die ursprüngliche Kassettendecke des Wohnzimmers ist heute sich im Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen zu sehen.

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