Kinder an Klettergerüst
Ich weiß jetzt, was ich machen will

Ich weiß jetzt, was ich machen will

– Badische Zeitung

HOCHSCHWARZWALD (tab). Das Jahr ist für Manuela Gack wie im Flug vorübergegangen: Segeln in Holland, Konzertbesuch bei den Kastelruther Spatzen in Österreich, Festivalfeeling in Neuhausen ob Eck, zelten am Titisee. Die 20-Jährige hat einen einjährigen Bundesfreiwilligendienst bei der Lebenshilfe Südschwarzwald in Titisee-Neustadt geleistet, jetzt geht Gacks Zeit in der Einrichtung zu Ende und es ist Platz für einen neuen Bufdi, wie die Bundesfreiwilligen umgangssprachlich genannt werden. Doch das Problem: Bis jetzt hat sich niemand auf die Stelle beworben.

              
Warum das so ist? Uli Pfeiffer, Geschäftsführer der Lebenshilfe Südschwarzwald, bleibt die Antwort nicht lange schuldig: "Alle suchen Bundesfreiwillige." Das hat schlicht mit den Kosten zu tun. 800 Euro kostet eine solche Stelle im Monat, 400 Euro bekommt der Bufdi ausbezahlt, den Rest bekommt die Einrichtung wieder zurück. Anders sieht es, wie Pfeiffer erklärt, bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) aus. Hier hat die Einrichtung die 400 Euro selbst zu tragen. "Die nächste Stufe ist dann der Minijob – und da sind wir bei 8,50 Euro Mindestlohn."

 

 

Da es mehr Stellen als Bewerber gibt, haben die jungen Leute die Möglichkeit, aus einem breiten Angebot auszusuchen – auch das mache es für die einzelnen Einrichtungen schwieriger. Und noch ein Trend spricht gegen den Dienst vor Ort: Viele Schulabgänger wollen Auslandserfahrungen sammeln, Freiwilligendienste in aller Welt sind deshalb sehr gefragt. Oder aber die jungen Leute gehen gleich studieren – "haben sie doch durch das G 8 ein Jahr gewonnen und wollen sich nicht ausbremsen lassen", so Pfeiffer. Dabei sieht er das Jahr nicht als verlorene Zeit, sondern als "Lebensorientierung" an.

Speziell für diese Bufdi-Stelle bei der Lebenshilfe kommt dazu, dass der Kandidat 18 Jahre alt und im Besitz eines Führerscheins sein muss "Und es ist eine sehr aktive Stelle", erklärt Pfeiffer. Der Bufdi begleitet die Menschen mit Behinderung bei ihren Freizeitaktivitäten wie Konzertbesuchen und Reisen. "Es darf einem nichts ausmachen, unterwegs zu sein. Wer Freund oder Freundin jeden Abend sehen will, ist wohl falsch auf dem Platz."

Für Manuela Gack aus Buchenbach aber war er genau das Richtige. Das Unterwegssein, die Aktionen, das selbstständige Arbeiten mit einem der von der Lebenshilfe angebotenen Clubs, die Arbeit im Büro – "diese bunte Mischung und das Miteinander haben mir großen Spaß gemacht." Und es hat ihr Orientierung für ihren Berufsweg gegeben. Den Wunsch, Industriekauffrau zu werden, hat sie verworfen. Stattdessen fängt sie im September eine Ausbildung zur Krankenschwester in Freiburg an. "Ich weiß jetzt, was ich will." Dazu gehört auch, den Kontakt zur Lebenshilfe zu halten.

Info: Wer Interesse an der Bufdi-Stelle bei der Lebenshilfe Südschwarzwald hat, kann sich in der Geschäftsstelle, Wilhelm-Stahl-Straße 11, 79822 Titisee-Neustadt,  07651/972770, melden. Beginn ist am 1. September.

Zurück