Kinder an Klettergerüst
Inklusion auf der Pferdekutsche

Inklusion auf der Pferdekutsche

– Badische Zeitung


Björn Kelz aus Laufenburg ist deutschlandweit der erste Kutscher im Rollstuhl. Mit Bravour hat er seine Prüfung bestanden. | Bild: Susanne Kanele

MURG-HÄNNER. Deutschlandweit sind sie die ersten beiden ausgebildeten Kutscher, die in einem Rollstuhl sitzen. Björn Kelz aus Murg und Christine Scharpf aus Lörrach hatten auf Initiative von Heidi Behringer vom Kutschfahrtendienst Behringer aus Hänner die Gelegenheit, das Fahrabzeichen Klasse fünf zu absolvieren.

Um das zu bewerkstelligen, wurde Ausbilder Fred Probst, Leiter der Landesfahrschule Marbach, an den Hochrhein geholt. Vier Wochen lang kam er regelmäßig nach Hänner auf den Hof der Behringers und bildete nicht nur die beiden Rollstuhlfahrer sondern acht weitere Teilnehmer aus. Die jüngste Teilnehmerin war acht Jahre und der älteste 62. Alle ließen sich am Mittwoch zunächst ihr theoretisches Wissen von den beiden Prüferinnen Bettina Burnisch und Anette Heger abfragen. Heidi Behringer stand daneben und drückte fest beide Daumen. "Björn Kelz ist ein absoluter Quereinsteiger und macht seine Sache ganz toll", so der Ausbilder Fred Probst. Denn grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich bereits mit Pferden auskennt, bevor man sich an den Kutscherführerschein macht.

Heidi und Joachim Behringer hatten sich im Sommer des vergangenen Jahres eine Kutsche angeschafft, die deutschlandweit einmalig ist. Mit dieser Kutsche bietet sich Rollstuhlfahrern erstmals die Möglichkeit, eine Kutscherausbildung zu absolvieren und fortan selbst die Zügel in der Hand zu halten. Die Rollikutsche ist in ihrem Aufbau nämlich speziell Menschen mit Handicap angepasst. Heidi Behringer nahm Kontakt mit der Landesfahrschule in Marbach auf. "Es ist ein Glücksfall, dass es geklappt hat", erzählt Heidi Behringer. Denn Fred Probst, Leiter der Landesfahrschule hat das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun, um Kutscher in Deutschland, Österreich und in der Schweiz auszubilden. Im November war er zum ersten Mal auf dem Hof des Kutscherfahrdienstes Hänner und besichtigte alles.

Anfang März begann dann die erste Ausbildung auf dem Hof der Behringers. Kutsche, Pferde und die Räumlichkeiten stellten Behringers zur Verfügung. "Ich kann mir vorstellen, dass wir einmal im Jahr solche Ausbildungen in Hänner machen können", erklärt Probst. Allerdings sollen die künftigen Ausbildungen in einer Woche am Stück angeboten werden. Nach der Theorie ging es für die Gruppe im Stall mit der praktischen Prüfung weiter. Die beiden Pferde mussten vor die Kutsche gespannt werden. Konzentriert nahmen die Prüfungsteilnehmer jeden Handgriff vor und beantworteten die Fragen der Prüfer. Für die beiden Rollstuhlfahrer gelten übrigens die gleichen Bedingungen wie für die anderen Teilnehmer.

"Natürlich dürfen Rollstuhlfahrer niemals alleine auf der Kutsche unterwegs sein", erklärt der Ausbilder. "Sie müssen mindestens zu dritt sein". Alle Teilnehmer haben die Führerscheinprüfung bestanden, die Achtjährige allerdings nur eine abgespeckte Version.

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