Kinder an Klettergerüst
Auf sechs Rädern unterwegs

Auf sechs Rädern unterwegs

– Hochrheinanzeiger

Als Rollstuhlfahrer eine Pferdekutsche lenken? – Dass das geht, beweisen Björn Keltz aus Laufenburg und Christine Scharpf aus Lörrach.

Deutschlandweit sind sie die ersten beiden ausgebildeten Kutscher, die in einem Rollstuhl sitzen. Björn Keltz aus Laufenburg und Christine Scharpf aus Lörrach hatten auf Initiative von Heidi Behringer vom Kutschfahrtendienst Behringer aus Hänner die Gelegenheit, das Fahrabzeichen Klasse fünf zu absolvieren. Um das zu bewerkstelligen, wurde Ausbilder Fred Probst, Leiter der Landesfahrschule Marbach, eigens an den Hochrhein geholt. Vier Wochen lang kam er nach Hänner auf den Hof der Behringers und bildete neben den beiden Rollstuhlfahrern acht weitere Teilnehmer aus.

 

Rege Teilnahme

Die jüngste Teilnehmerin war acht Jahre, absolvierte aber lediglich die Grundschritte eines Kutscherführerscheins. Der älteste Teilnehmer war 62. Nach den Schulungen auf dem Behringer Hof in Hänner wurde zunächst das theoretische Wissen der Absolventen von den beiden Prüferinnen Bettina Burnisch und Anette Heger abgefragt. Gar nicht so einfach, wenn eine ganze Gruppe drum herum steht und zuhört. Doch am meisten aufgeregt war wohl Heidi Behringer selbst. Sie hat Björn Keltz überhaupt erst dazu gebracht, dass er den Kutscherführerschein macht. „Björn Keltz ist ein absoluter Quereinsteiger und macht seine Sache ganz toll“, sagte der Ausbilder Fred Probst. „Ich konnte vorher eine Kuh und ein Pferd nicht voneinander unterscheiden“, gibt Keltz selbst zu und lacht.

 

Früher keinen Bezug zu Pferden

Seit er 15 Jahre alt ist, sitzt der heute 41-jährige im Rollstuhl. Vor Pferden hatte er immer Respekt. Grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich bereits mit Pferden auskennt, bevor man sich an den Kutscherführerschein macht. Heidi und Joachim Behringer hatten sich im Sommer des vergangenen Jahres eine Kutsche angeschafft, die deutschlandweit einmalig ist. Mit dieser Kutsche bietet sich Rollstuhlfahrern erstmals die Möglichkeit, eine Kutscherausbildung zu absolvieren und fortan selbst die Zügel in der Hand zu halten. Die „Rollikutsche“ ist in ihrem Aufbau speziell Menschen mit Handicap angepasst. Heidi Behringer nahm Kontakt mit der Landesfahrschule in Marbach auf. „Es ist ein Glücksfall, dass es geklappt hat“, erzählt Heidi Behringer. Denn Fred Probst, Leiter der Landesfahrschule, hat das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun, um Kutscher in Deutschland, Österreich und in der Schweiz auszubilden.

 

Fortsetzung

Im November des vergangenen Jahres war er zum ersten Mal auf dem Hof des Kutschenfahrdienstes in Hänner und besichtigte alles. Dann begann die erste Ausbildung auf dem Hof der Behringers. Kutsche, Pferde und die benötigten Räume stellten Behringers zur Verfügung. „Ich kann mir vorstellen, dass wir einmal im Jahr solche Ausbildungen in Hänner durchführen können“, erklärt Probst.

Allerdings sollen die künftigen Ausbildungen dann in einer Woche am Stück durchgeführt werden. Die theoretische Prüfung ist inzwischen erledigt, und nach einer kurzen Pause ging es für die Gruppe im Stall mit der praktischen Prüfung weiter. Dann mussten die beiden Pferde vor die Kutsche gespannt werden. Konzentriert nahmen die Prüfungsteilnehmer jeden Handgriff vor und beantworteten die Fragen der Prüfer.

Für die beiden Rollstuhlfahrer galten übrigens die gleichen Bedingungen wie für die anderen Teilnehmer. „Natürlich dürfen Rollstuhlfahrer niemals alleine auf der Kutsche unterwegs sein“, erklärt der Ausbilder. „Sie müssen mindestens zu dritt sein“, beschreibt der Experte.

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