Kinder an Klettergerüst
Das verändert die Sicht aufs Leben

Das verändert die Sicht aufs Leben

– Badische Zeitung

Theresa Kleiser

TITISEE-NEUSTADT (rkl). Ohne ehrenamtliche Arbeit würde unsere Gesellschaft nicht so funktionieren, wie sie es tut. Vor allem in ländlichen Regionen ist es wichtig, dass es viele Freiwillige gibt, die sich um Behinderte, Kranke oder Senioren kümmern. Eine dieser vielen Helfer ist Theresa Kleiser, die sich bei der Lebenshilfe Titisee-Neustadt engagiert. Rebekka Kleiser hat mit ihr über ihre soziale Tätigkeit gesprochen und erfahren, was beim Umgang mit behinderten Menschen wichtig ist und was man für sich persönlich aus dem Ehrenamt gewinnen kann.

BZ: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Menschen mit Behinderung zu helfen?
Kleiser: Mir ist aufgefallen, dass es viele Menschen durch ihre Behinderung nicht leicht haben und ich denke, ich kann ihnen mit meiner Arbeit ein Stückchen Erleichterung im Alltag bringen und etwas Gutes tun.
BZ: Wie lange engagieren Sie sich schon bei der Lebenshilfe?
Kleiser: Mit 17 habe ich zuerst einmal ein Praktikum gemacht, bei dem ich in den Alltag der Lebenshilfe reinschnuppern durfte. Nach ein paar Jahren habe ich dann richtig angefangen und bin jetzt schon etwa sieben Jahre hier. Auch wenn ich als Physiotherapeutin viel arbeite, versuche ich trotzdem mindestens einmal pro Woche zu helfen.
BZ: Die Arbeit mit behinderten Menschen ist nicht immer leicht. Wie wurden Sie darauf vorbereitet?
Kleiser: Natürlich hat mir das Praktikum einen Einblick geboten. Auf der ersten Freizeit bekommt man aber auch erst leichtere Fälle und je länger man dabei ist, desto anspruchsvoller kann es werden.
BZ: Welche Fähigkeiten sollte man für die Arbeit mit behinderten Menschen haben?
Kleiser: Man darf keine Vorurteile und Berührungsängste haben. Zuverlässigkeit ist wichtig und man braucht natürlich auch Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen.
BZ: Was sind Ihre Hauptaufgaben bei der Lebenshilfe?
Kleiser: Ich leite den "Indianer"- Freizeitclub an Wochenenden. Bei uns hat jeder Freizeitclub einen anderen Namen und wir unternehmen mit den Gruppen die unterschiedlichsten Sachen, wie Grillen oder Ausflüge. Außerdem gehe ich mit auf Freizeiten, begleite Tagesausflüge und gehe mit der Schwimmgruppe ins Bad.
BZ: Was können Sie für sich persönlich aus dem Ehrenamt gewinnen?
Kleiser: Die behinderten Menschen akzeptieren einen so, wie man ist. Sie haben keine Vorurteile. Dadurch, dass sie so lebensfroh sind, geben sie einem das Gefühl, dass man etwas Gutes macht und man fühlt sich innerlich gestärkt. Sie geben einem sehr viel Dankbarkeit zurück und das verändert die Sicht aufs Leben.
BZ: Teilweise ist mit der Arbeit mit behinderten Menschen ja auch schwere körperliche Arbeit verbunden. Wie kommt man damit zurecht?
Kleiser: In der Lebenshilfe ist man nie allein und schwierige Aufgaben, wie zum Beispiel jemanden aus dem Rollstuhl heben, macht man immer zu zweit. Während meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin habe ich aber auch gelernt, mit solchen Situationen umzugehen, zum Beispiel, wie man einen bewegungsunfähigen Menschen hinsetzt oder aufrichtet.
BZ: Gibt es Situationen, in denen Ihnen die Arbeit mal keinen Spaß macht?
Kleiser: Für mich ist es immer sehr ärgerlich, wenn ich für den Freizeitclub plane, irgendwo Plätze reserviere und am Ende kommt nur die Hälfte und der Rest fehlt unentschuldigt.
BZ: Was würden Sie anderen Menschen raten, die sich bei der Lebenshilfe engagieren wollen?
Kleiser: Man sollte nicht gleich auf eine mehrtägige Freizeit mitgehen, sondern erst mal einen Tagesausflug begleiten. Wenn man sich dabei wohlfühlt und Spaß mit den Behinderten hat, kann man die Arbeit langsam steigern.

Zur Person: Theresa Kleiser ist 27 Jahre alt und kommt aus Titisee-Neustadt. Seit mehr als zwei Jahren arbeitet sie als Physiotherapeutin und hilft nebenbei mit viel Engagement bei der Lebenshilfe.

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