Kinder an Klettergerüst
Kampf um die Lebenshilfe

Kampf um die Lebenshilfe

– Hochrheinanzeiger

Walter Krögner (SPD) interessierte sich fim Rahmen seines Wahlkampfes für die Außenstelle des Frühförderzentrums der Lebenshilfe im Gesundheitszentrum, hier im Gespräch mit Cornelia Zühlke-Martin und Geschäftsführer Uli Pfeiffer.
Bild: Gudrun Deinzer

Die Frühförderstelle Bonndorf leistet einen wichtigen Beitrag für die Förderung und Entwicklung von beeinträchtigten Kindern. Doch die Arbeit unter dem Haus der Lebenshilfe Südschwarzwald steht vor einer ungewissen Zukunft, da der Einrichtung nach eigenen Angaben zu wenige Fördermittel zur Verfügung stünden. Walter Krögner (SPD) interessierte sich im Rahmen seines Wahlkampfs für die Außenstelle des Frühförderzentrums der Lebenshilfe im Gesundheitszentrum, hier im Gespräch mit Cornelia Zühlke-Martin und Geschäftsführer Uli Pfeiffer.

Die Liste der Einsatzgebiete der Lebenshilfe ist lang. Darunter gibt es einen Bereich, der sich mit Frühförderung von Kindern bis zum Schulalter beschäftigt. Stolz war man, als 2010 eine Außenstelle des Beratungs- und Frühförderzentrums der Lebenshilfe Südschwarzwald im Bonndorfer Gesundheitszentrum eröffnet wurde. Denn die Wege in diesem sehr ländlich geprägten Landkreis sind zu weit. Viele, die Unterstützung brauchen könnten, seien gar nicht bis zur Zentrale in Waldshut-Tiengen gekommen. Die Außenstelle in Bonndorf bietet noch ihre Dienste an. Die Betonung liegt auf „noch“, denn die Voraussetzungen haben sich geändert. In den vergangenen Jahren seien die Zuwendungen für die Frühförderstellen durch die Landesregierung erheblich verändert worden, mit einer Verschiebung der Förderung in Richtung der Ballungszentren zu Ungunsten derjenigen in ländlichen Gebieten. Der SPD-Landtagskandidat des Wahlkreises 46, Walter Krögner, hat sich genau dafür interessiert und besuchte die Bonndorfer Einrichtung. Dort empfingen ihn der Geschäftsführer der Lebenshilfe Südschwarzwald, Uli Pfeiffer, und die Leiterin der Frühförderstelle, Cornelia Zühlke-Martin. „Aus wirtschaftlichen Erwägungen hätte man die Einrichtung schon lange schließen müssen“, machte Pfeiffer unmissverständlich klar. 88 000 Euro Minus prognostiziert der Verein im Südschwarzwald für das Jahr 2016. Lediglich 34 000 Euro Fördermittel kommen vom Regierungspräsidium. Gerade in der Fläche sei der Aufwand pro Fall besonders hoch. Wer die Niederlassungen der Frühförderstelle mangels Fahrzeug oder Busverbindung nicht besuchen könne, der erhalte bei Bedarf Hausbesuche, die alleine durch die weiten Wege viel Zeit kosten. „Der hohe Kostenaufwand durch den Unterhalt von Außenstellen wird in Zukunft bei der geänderten Förderung nicht mehr tragbar sein. Die geringer werdende Förderung wird daher zwangsläufig dazu führen, dass Kinder aus Familien mit schwierigen Verhältnissen oder aus Familien, die aus gewichtigen Gründen nicht in der Lage sind, eine interdisziplinäre Frühförderung aufzusuchen, keine Förderung in Anspruch nehmen können und durch das Netz der frühen Hilfen fallen werden“, warnte Uli Pfeiffer gemeinsam mit drei weiteren Kollegen aus Südbaden in einem Schreiben an das Familienministerium. Geändert habe sich indes nichts. „Frühförderung ist ein teures Geschäft, aber sie lohnt sich“, sagt Cornelia Zühlke-Martin. Bei teilweise schwierigsten Voraussetzungen besuchten nach der Frühförderung durch entsprechende Einrichtungen immerhin 50 Prozent die Regelschule. „Das ist eben auch ein Erfolg der Frühförderung. Ich muss mir immer klarmachen, welche Folgekosten ich vermeide, wenn ich frühzeitig, also rechtzeitig an den Ursachen arbeite“, so Zühlke-Martin. Bedrückt verweist sie auf einen weiteren beratenden Bereich, den die Lebenshilfe unabhängig von der Frühförderstelle anbietet. Cornelia Zühlke-Martin ist nämlich auch eine sogenannte „Insoweit Erfahrene Fachkraft“ (IEF) und berät innerhalb eines starken Netzwerkes, in das Hebammen, Ärzte, auch Erzieherinnen und Lehrer einbezogen werden können. In dem Zusammenhang erwähnt sie den tragischen Fall des zu Tode gekommen Alessio, der im Nachbarkreis für Schlagzeilen gesorgt hatte: „Wenn wir da reduzieren, gehen Fallzahlen wie Alessio hoch.“ Auch wenn solche Beratungsdienstleistungen mit der Frühförderstelle direkt nichts zu tun haben, so sind sie doch weiter von Bonndorf weg, falls die Außenstelle hier wackelt. Ernste Gespräche hatte man in der Vergangenheit auch mit anderen Einrichtungen und Institutionen geführt. „Wir haben immer wieder die Information bekommen, dass der Bedarf für die Frühförderung in Bonndorf da ist, dafür hat man uns aber viel zu wenig Kinder geschickt“, sagt Uli Pfeiffer. Das habe sich nun nach den Gesprächen gebessert. Klar bleibt jedoch, bei zu wenig Zuwendung, zu geringen Fallzahlen und zu hohem Zusatzaufwand für den Verein steht die Zukunft der Bonndorfer Außenstelle in den Sternen.

Lebenshilfe im Südschwarzwald

Die Lebenshilfe ist ein gemeinnütziger Verein. 500 örtliche Lebenshilfen sind heute in 16 Landesverbänden organisiert. Die Lebenshilfe Südschwarzwald betreibt auch Kindergärten, bietet Elternkreise, Einzelbegleitung und -beratung, stellt ein Urlaubs- und Freizeitprogramm zur Verfügung und bietet Unterstützung bei der Teilhabe an der Arbeitswelt.

Die Frühförderstelle der Lebenshilfe richtet sich an Kinder zwischen null und sechs Jahren und deren Familien. Sie kümmert sich um zu früh geborene Kinder, Kinder, die in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind oder die eine Behinderung haben. Hilfe gibt es auch für Kinder, die Probleme haben mit Essen oder Trinken, die ungewöhnlich viel schreien, körperlichen Kontakt meiden oder ablehnen, besonders ängstlich oder unsicher in ihren Bewegungen sind, die Konzentrationsprobleme haben, in der Sprachenwicklung zurückliegen oder auch wenig spielen und wenig Interesse an der Umwelt haben.

Die Außenstelle in Bonndorf ist 2010 im Gesundheitszentrum eingerichtet worden, zuvor war sie im Meisenweg untergebracht, allerdings war bis zur Eröffnung im Gesundheitszentrum eine dreijährige Lücke entstanden, die nur teilweise durch Hausbesuche abgedeckt werden konnte.

Interdisziplinäre Arbeit: Das Team der Frühförderstelle bietet Therapie und Förderung, ausführliche Diagnostik, systemische Beratung und Begleitung und Information.

Kontakt zur Frühförderstelle über das Sekretariat: Gesine Cheret, Zeppelinstraße 2 in Waldshut-Tiengen, Telefon 07741/634 80 oder E-Mail (g.cheret@lebenshilfe-ssw.de).

Informationen im Internet: www.lebenshilfe-ssw.de

 

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