Kinder an Klettergerüst
Lebenshilfe startet im Jubiläumsjahr durch

Lebenshilfe startet im Jubiläumsjahr durch

Zwei Jahre Corona haben der Lebenshilfe stark zugesetzt. Betreuungsangebote für Menschen mit Behinderung waren kaum möglich. Im 50. Jahr des Bestehens herrschen jetzt wieder Hoffnung und Zuversicht. Susanne Kick ist neue Geschäftsführerin.

Buntes Treiben um und in der Benedikt-Winterhalden-Halle begleitete das Jubiläumsfest der Lebenshilfe Südschwarzwald. In großer Zahl waren Menschen mit Behinderung und Angehörige der Einladung gefolgt. "Ich freue mich, dass es wieder möglich ist, miteinander ein Fest zu feiern", sagte Wulf Schmidt, der mit Mitstreitern vor 50 Jahren die Lebenshilfe Hochschwarzwald gründete und seither den Vorsitz innehat.

 

Lebenshilfe will zeigen, dass es sie noch gibt

Bewusst feierte der Verein mit einem zwanglosen Miteinander, ohne Offizielle und Ansprachen oder ein Festbankett. "Dafür haben wir weder Man- oder Woman-Power noch Geld", sagte der Vorsitzende, "wir wollen vor allem zeigen, dass es die Lebenshilfe noch gibt". Denn dies sei nicht selbstverständlich. Die Pandemie habe bei der Lebenshilfe tiefe Spuren hinterlassen. "Für die rund 200 Nutzer gab es von heute auf morgen keine regelmäßigen Clubtreffen mehr, Sportangebote, Tagesausflüge und sowieso keine Reisen", berichtete der Vorsitzende. Das Ferienheim Dobelmühle, die Kindergärten und die Frühförderungen wurden geschlossen sowie die Familien unterstützenden Dienste zurückgefahren. "Zudem bedeutete es zu unserem Bedauern für die 67 hauptamtlichen Mitarbeiter Kurzarbeit oder gar Kündigung. Und die 200 ehrenamtlichen Mitstreiter zogen sich zurück. Ohne Schutzschirm hätte der Verein diese Phase kaum überlebt."

Individuelle Zuwendung und Begegnung müssen sein

Für Pessimismus war aber in Rötenbach keine Zeit. "Wir wollen an die frühere Vielfalt der Angebote anknüpfen", sagte Schmidt. Er war sich sicher, dass das Unternehmen zum Wohl aller Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen fortgesetzt werden kann. "Anerkennung, Unterstützung, Förderung, die Prozesse der Integration und Inklusion können nicht ausgebremst und abgebrochen werden. Wir werden uns dafür einsetzen, dass es normal ist, verschieden zu sein, dass es der individuellen Zuwendung und Begegnung bedarf, um eine menschenwürdige Gesellschaft zu schaffen."

Wechsel von Uli Pfeiffer auf Susanne Kick

Für diese Aufgaben wird künftig Susanne Kick zuständig sein. Sie wurde als neue Geschäftsführerin vorgestellt. Sie folgt Uli Pfeiffer, der nach 20-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedete wurde. "Am Anfang war das größte Problem, dass es an Geld mangelte", blickte Pfeiffer im BZ-Gespräch zurück. Dennoch sei es immer aufwärtsgegangen, schilderte der 63-jährige Kaufmann und Sozialpädagoge, den ersten Knick gab es durch Corona. In Pfeiffers Zeit fiel die Fusion der Lebenshilfe Hochschwarzwald mit der Lebenshilfe Hochrhein. "Das war eine Herausforderung, weil wir Menschen mit Behinderung auf einer doppelt so großen Fläche betreuen mussten." Dennoch blieb Zeit für Neuerungen. "Deutschlandweit einmalig war unser Unterfangen, Menschen mit Handicap in Arbeit zu bringen ohne Förderwerkstatt", sagte Pfeiffer weiter. Ein Waldkindergarten wurde geschaffen. Es gibt zudem einen Regelkindergarten, in dem behinderte Kinder inklusiv aufgenommen werden. "Es hat nicht funktioniert, Kinder mit Behinderungen in Regelkindergärten aufzunehmen, weil der Betreuungsschlüssel nicht verändert wurde." Die Lebenshilfe ging einen anderen Weg. Für jedes Kind mit Behinderung wurden zwei Plätze der nichtbehinderten Kinder belegt. Bei fünf behinderten Kindern wurden also nur noch zehn nichtbehinderte Kinder betreut.

Vorüberlegungen für einen Naturkindergarten

Auf dem aufbauen, was vor Corona entstanden ist, will Susanne Kick. "Wir werden Dinge wieder aufnehmen und zum Leben erwecken, was durch die Pandemie brach lag", sagte die 31-jährige Sozialpädagogin und Betriebswirtin. Bisherige Planungen will sie fortführen. "Die Pandemie war gerade für Menschen mit Behinderung eine schwierige Zeit. Vieles führte zur Isolation und Vereinsamung." Es werde lange brauchen, bis alles wieder anläuft, "aber es kann ja wieder gemeinsame Erlebnisse geben." Fortführen will Kick auch die Vorüberlegungen für einen Naturkindergarten in Langenordnach. "Mein größtes Problem dürfte aber sein, wieder qualifizierte Kräfte zu finden."

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