Kinder an Klettergerüst
Man lernt voneinander

Man lernt voneinander

– Badische Zeitung

Die Vertreterinnen und Vertreter der Bündnispartner beim offiziellen Startschuss zur „Engagierten Stadt“ am Freitagnachmittag im Foyer der Sparkasse, links Luise Detering, die das Projekt betreut. Foto: Stellmach/Kienzler

TITISEE-NEUSTADT. Das Projekt "Engagierte Stadt" ist angelaufen (die BZ berichtet). "Engagiertes Titisee-Neustadt" könnte man auch sagen. Was die zehn bisher beteiligten Institutionen und Gruppen vorhaben, kann man noch diese Woche an Info-Tafeln im Foyer der Sparkasse erkunden. Unter anderem ist hier angegeben, wie man Kontakt aufnehmen kann, wenn man Lust hat, irgendwo mitzuwirken – oder wenn man sich mit einem eigenen Projekt beteiligen möchte. Die Badische Zeitung hat sich am Rand der Eröffnungsveranstaltung bei den Gruppen schon mal umgehört.

Martin Vogelbacher (Leiter der Sozialabteilung der Stadt) sieht die Unterstützung engagierter Bürger als wichtiges Anliegen der Stadt: "Wir möchten, dass sich die Bürger mit der Stadt identifizieren und sich hier auch wohlfühlen. Und wer sich wohlfühlt, der engagiert sich auch. Alle Bündnispartner werden gebraucht, weil sie sich gegenseitig ergänzen." Der Austausch werde durch die gemeinsame Plattform verstärkt, und Vogelbacher kann sich durchaus vorstellen, dass auf Dauer noch weitere Partner gewonnen werden können: "Zum Beispiel Unternehmer, die ihr berufliches Know-how für Arbeitssuchende mit einbringen."

 

Albrecht Schwerer (Geschäftsführer Diakonisches Werk Breisgau-Hochschwarzwald) beobachtet den Trend, "dass das Soziale immer kommunaler und kleinräumiger wird. Während sich früher Vieles auf Landkreisebene abspielte, verfügt mittlerweile nahezu jede Kommune über eigene Akteure im sozialen Bereich." Einen Vorteil der Regionalität sieht Schwerer darin, dass die Zivilgesellschaft vor Ort viel mehr mit einbezogen werden könne. Es entstehe eine ganz neue Art von Solidarität bei der Gestaltung des sozialen Nahbereiches: " Nie haben sich so viele Bürger dafür engagiert wie momentan. Gemeinsam können Strukturen geschaffen werden, die ein menschenfreundliches, offenes Miteinander ermöglichen." Von der neuen Vernetzung zwischen den zehn Partnern verspricht sich Schwerer mehr Effektivität als bei einer Vereinzelung: "Man zieht an einem Faden des Netzes und das Ganze bewegt sich." Ganz pragmatisch sieht er den Nutzen eines gemeinsamen Gruppenraums. "Stühle, Pinnwand, Flipchart – auch dies könnte in Zukunft dann allen Partnern zur Verfügung stehen, das heißt, die Vororganisation für ein Treffen oder Seminar würde damit erleichtert."

Brigitte Larsen von der Seniorenbegegnungsstätte bekräftigt, dass man nie genug Kontakte haben könne. "Durch das neue Bündnis lernt man andere Einrichtungen besser kennen, eigene Ideen kann man weitergeben und von den Ideen anderer profitieren." Denkbar sei auch ein Austausch von Gruppenleitern, spinnt sie ihre Vision weiter: "Vielleicht können wir eines Tages eine Leiterin unseres Basteltreffs an den Flüchtlingshelferkreis "ausleihen" und bekommen im Gegenzug einen Koch, der mit unseren Senioren Rezepte ausprobiert." Eine Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe gebe es ja auch schon und Materialaustausch mit dem Seniorenheim ebenso: "Denn wir benutzen gemeinsam ein Festzelt." Der bei der Einführung gefallene Vergleich mit dem Stein, der ins Wasser fällt und damit Kreise zieht, habe ihr gefallen, "denn kleine Kreise ziehen wir ja jetzt schon."

Renate Riebeck von der Lebenshilfe zitiert deren neues Motto: "Weil es gemeinsam besser geht. Das erhoffen wir uns auch für die Zukunft. Bisher ist die Lebenshilfe zwar schon gut vernetzt, doch wir werden an der Erweiterung des Netzes weiterknüpfen." Innerhalb des Bündnisses könne man auf einen größeren Pool an Ehrenamtlichen zurückgreifen und entsprechend weiter lotsen, "und man hat jetzt mehr Einblick darin, was die jeweiligen Partner machen."

Für Andrea Höltner vom Flüchtlingshelferkreis ist eine Vernetzung nichts Neues: "Zwischen unseren einzelnen Arbeitsgruppen besteht ein reger Austausch, durch das Projekt ,Engagierte Stadt’ wird die Plattform jedoch erweitert und wir hoffen, dass somit noch mehr ehrenamtliche Helfer zu uns finden, denn unser Bedarf ist noch lange nicht gedeckt. Auf der neuen Web-Seite können sich Interessierte schon im Vorfeld in Ruhe darüber informieren, welche Hilfen gebraucht werden und sich entsprechend ihren Neigungen anbieten oder weiterleiten lassen." Dies erleichtere, meint Höltner, auf jeden Fall den bisher oft umständlichen Weg, eine für sich stimmige Helfertätigkeit zu finden.

Carmen Walker vom Caritassozialdienst Hochschwarzwald findet es erleichternd, dass die bisher schon bestehenden Netzwerke nun auch nach außen Kontakte aufbauen werden. "Jeder Bürger sollte schnell die Möglichkeit haben, sich zu informieren, wo er sich einbringen kann, und dafür bietet sich die neue Hompage an." Alleine zu agieren sei immer schwieriger, effektiver sei es, in ein Bündnis eingebunden zu sein. Das Bündnis werde einen Pool kreativer Ideen eröffnen, deren Umsetzung im gegenseitigen Austausch werde erleichtert. "Viele neue Köpfe könne sich gegenseitig inspirieren", ergänzt Inge Schmid-Göppert: "Was fehlt noch? Was braucht’s noch? – darauf gibt’s schneller eine Antwort."

Karin Hausmann, Leiterin der Volkshochschule, betont, dass die VHS aufgrund der Vielzahl an Angeboten schon immer ein Ort der Begegnungen gewesen sei. "Sehr viele Kooperationen mit anderen Institutionen bestehen bereits, die wir ausweiten werden. Die Zahl engagierter Menschen, die Kursangebote machen und bei uns unterrichten, wünschen wir erhöhen zu können, wovon dann auch die Bündnispartner profitieren könnten." Neu sei die Suche nach Sprachpaten. "Die VHS-Sprachkurse werden von zahlreichen Teilnehmern besucht, jedoch nicht alle Schüler können Schritt halten. Für diese Menschen möchten wir ehrenamtliche Begleiter gewinnen, die wohnortnah Zusatzunterricht anbieten können. Und das neue Bündnis soll helfen, diese "Nachhilfelehrer" zu finden."

Information und Kontakt über http://www.engagiertes-titisee-neustadt.de

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