Kinder an Klettergerüst
Personalmangel und viel Bürokratie

Personalmangel und viel Bürokratie

– Badische Zeitung

Der Vorsitzende der Lebenshilfe Südschwarzwald Wulf Schmidt (links) und dessen Stellvertreter Hans-Peter Cheret (rechts) verabschiedeten in der Hauptversammlung in Bonndorf zwei langjährige Beisitzerinnen (v.l.): Karin Gebhart und Andrea Saier, beide aus Titisee-Neustadt. Foto: Erhard Morath

BONNDORF. Die Lebenshilfe Südschwarzwald hielt in der Sparkasse in Bonndorf ihre Hauptversammlung ab. Durch die Tagesordnung führte Vorsitzender Wulf Schmidt. Geschäftsführer Uli Pfeiffer informierte in seinem Part über die Finanzen und die personelle Situation und ging ausführlich auf die Vielzahl einzelner Arbeitsbereiche ein. Die Wahl des kompletten Vorstandes brachte keine neuen Gesichter hervor, zwei langjährige Beisitzerinnen wurden verabschiedet.

Wulf Schmidt hieß die Anwesenden willkommen, aus dem Zahlenwerk des Jahresabschlusses 2015 ließ sich die Größe des Vereins, vergleichbar einem mittelständischen Unternehmen, ablesen. Die Lebenshilfe Südschwarzwald hat derzeit 410 Mitglieder und beschäftigt 400 Mitarbeitende, 50 Hauptamtliche und 350 Ehrenamtliche, die für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung erhalten. Den Einnahmen von 1 970 438 Euro standen 2015 Ausgaben von 1 939 669 Euro gegenüber. Unterm Strich konnte also ein Überschuss von 27 763 Euro erwirtschaftet werden. Das Minus des Jahres 2014 mit 130 388 Euro ließ sich nicht als Leistungsvergleich zu 2015 heranziehen, da es damals auf eine außergewöhnliche Maßnahme, eine Dachreparatur, zurückzuführen gewesen war.

 

Ausführlich berichtete Uli Pfeiffer über die Kindergärten Hotzenplotz in Laufenburg, Regenbogen in Neustadt, und die Vorbereitung zum neuen Waldkindergarten in Neustadt. Finanzielle Engpässe ergaben sich bei der Frühförderung durch massive Förderkürzungen durch das Land Baden-Württemberg. Sie wurden durch Einnahmen aus der Elternberatung und die Schulung von externen Organisationen abgefangen.

Vor allem Personalengpässe erschweren die Deckung von persönlichen wie auch Gruppenangeboten in beiden Landkreisen (Waldshut und Hochschwarzwald). Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, so dass ausscheidende oder in Mutterschutz gehende Mitarbeiterinnen nur selten, wenn überhaupt, zeitnah ersetzt werden können. Mit dem Projekt Kompass, mutig gestartet im April 2015, sei man besser als gedacht gut vorangekommen. Inzwischen kümmern sich fünf Angestellte in Tiengen und Bad Säckingen um die Vermittlung von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt. Unverblümt ging Pfeiffer auf die immer häufiger und kurzfristiger eintretenden gesetzlichen Bestimmungen und deren Folgen für die Lebenshilfe ein. Der Verwaltungsaufwand steige, da ständig neu geschult und neue Maßgaben an die Mitarbeiter und die zu betreuenden Personen und deren Angehörige vermittelt werden müssen.

Insgesamt sei der Verein breit aufgestellt, so dass Verluste im einen Bereich mit Überschüssen aus anderen Bereichen noch ausgeglichen werden können. Immer häufiger sei es möglich, dank der anerkannten Kompetenz, bei anderen Institutionen als beratende Einrichtung zu punkten und Einnahmen zu generieren.

Wirtschaftsprüfer Joachim Stärk hatte einen umfangreichen Prüfungsbericht parat und berichtete von einer tadellosen Prüfung mit dem Bestätigungsvermerk "Keine Einwendungen".

Reibungslos und in Rekordzeit brachte Geschäftsführer Uli Pfeiffer die Wahlen des Gesamtvorstandes über die Bühne. Wiedergewählt wurden: Wulf Schmidt (1. Vorsitzender), Hans-Peter Cheret (2. Vorsitzender), Ernst Albrecht (Kassierer), Jochen Haaga (Schriftführer). Monika Faller (Friedenweiler), Heidi Behringer (Murg-Hänner) und Wolfgang Zettl (Bad Säckingen) wurden als Beisitzer bestätigt. Darüber hinaus gehört Brigitte Kerger (Titisee-Neustadt) als Elternbeirat dem Vorstand in beratender Funktion an.

Zwei Beisitzerinnen hatten sich nicht mehr zur Verfügung gestellt und wurden für ihr jahrelanges Engagement geehrt: Karin Gebhart und Andrea Saier, beide aus Titisee-Neustadt. Karin Gebhart war seit 2007 in der Lebenshilfe aktiv und fühlte sich besonders in der praktischen Arbeit wohl. Sie war bei Jugend- und Elternfreizeiten unter anderem als Krankenschwester stets mit dabei und engagierte sich bei weiteren Aktivitäten. Andrea Zaier war 22 Jahre im Vorstand der Lebenshilfe aktiv. Sie bestach neben ihrem Engagement durch ihre Herzlichkeit. Die Organisation des Adventsmarktes als finanzieller Sponsor war ihr Projekt, zudem teilte sie ihre Fröhlichkeit mit den Menschen mit Behinderungen als Organisationstalent. Beide Frauen erhielten Urkunden, Blumen, eine Erinnerungsmedaille und viel Beifall für ihre Tätigkeit. Sie versprachen, dem Verein auch künftig treu verbunden zu bleiben.

Mit einer eindrucksvollen Bilddokumentation zu dem Projekt Kutschenführerschein für Menschen mit Behinderung auf ihrem Pferdehof in Hänner stellte Heidi Behringer das seit einem Jahr erfolgreich praktizierte, in Deutschland einmalige Angebot der Lebenshilfe vor.

Einen Einblick in ihr Aufgabengebiet lieferte die Integrationsbeauftragte von Löffingen, Annette Scherzinger. Sie versuche, Barrieren abzubauen und gehe dabei gezielt auf Vereine, Unternehmen und Schulen zu und weise auf die Problematik von Rollstuhlfahrern hin. "1969 – Der erste Mensch auf dem Mond! 2016 – Rollstuhlfahrer kommen nicht mal in einen Zug!" So lautet ihre Message auf einer Postkarte, die sie ganz nebenbei unters Volk bringt.

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