Kinder an Klettergerüst
Bei den Rolli-Raudis geht es alles andere als rowdyhaft zu.

Bei den Rolli-Raudis geht es alles andere als rowdyhaft zu.

– Badische Zeitung

BAD SÄCKINGEN. Staffellauf, Boccia spielen und sich verstecken: Das macht auch den Rolli-Raudis Spaß. Die Rollstuhlsportgruppe ist eines der Angebote der Lebenshilfe Südschwarzwald für Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Die Gruppenangebote des gemeinnützigen Vereins mit einer Außenstelle in Bad Säckingen sind auf ehrenamtliche Kräfte angewiesen.

Yasmin ist gespannt wie ein Flitzebogen: Auf Drei geht’s los. Dann muss sie mit ihrem Rolli so schnell wie möglich unter dem bunten Tuch durchfahren, das von den anderen zu einem Dach nach oben geschwungen wird. Kein Problem für die Zehnjährige. Kraftvoll katapultiert sie sich in ihrem Rollstuhl nach vorne und dreht am Schluss noch genüsslich eine elegante Kurve. Das Kind hat einen Riesenspaß. Die Rolli-Raudis sind bislang sieben Rollstuhlfahrer zwischen sieben und 16 Jahren. Trainiert werden sie von Jessica Scherer aus Bad Säckingen und Björn Kelz aus Laufenburg. Die Rollstuhlsportgruppe ist noch in der Schnupperphase. Manches muss erst ausprobiert werden. Die Rolli-Raudis scheint das genauso wenig zu stören, wie die große Altersspanne und die unterschiedlichen Behinderungen innerhalb der Gruppe. Die Zeit vergeht wie im Flug und nach 90 Minuten stehen die Eltern wieder zum Abholen bereit. Die Möslehalle in Luttingen, die von der Stadt Laufenburg für die drei Schnuppertermine kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, liegt günstig, obwohl die Kinder bis aus Tiengen, Todtmoos oder Görwihl kommen. Doch ihre Eltern sind weite Wege gewohnt. Im Vergleich zu den Strecken, die sie für Behandlung, Therapie und Fördermöglichkeiten zurücklegen, ist Luttingen fast ein Katzensprung. Die nächste Rollstuhlsportgruppe gibt es erst in Basel. Der Vorschlag einer Mutter, eine ähnliche Gruppe auch im Landkreis Waldshut anzubieten, stieß bei Natalie Amico sofort auf offene Ohren. Sie leitet die Außenstelle der Lebenshilfe in Bad Säckingen und organisiert teilweise mit verschiedenen Kooperationspartnern nachfrageorientierte Gruppenangebote nach dem Prinzip der Vorort-Hilfe. Die Freude, buchstäblich etwas bewegen zu können, um den Eltern Freiräume zu verschaffen und den Kindern Spaß, Mitbestimmung und spielerisches Lernen, ist ihr deutlich anzumerken. Um für die Rolli-Raudis zu werben, verteilte sie im gesamten Landkreis Infobroschüren an Arztpraxen, Schulen und Familien, in denen Kinder mit Behinderung leben. Die gut vernetzten Eltern sind an allem interessiert, was ihren Kindern gut tut und sie selbst entlastet. So fand sich durch Mundpropaganda in Björn Kelz ein sportbegeisterter Rollstuhlfahrer, der sein Talent im Umgang mit Kindern und seine Freude an der Bewegung genauso gerne weitergibt, wie Jessica Scherer, die von Natalie Amico einfach auf der Straße angesprochen wurde und für die Idee einer Rollstuhlsportgruppe sofort Feuer und Flamme war. Um die Angebote der Lebenshilfe umzusetzen, braucht es ehrenamtliche Kräfte. Dabei ist es egal, ob sie bereits Erfahrung im sozialen Bereich haben, oder sich einfach sozial engagieren möchten. "Ehrenamtliche können ihre Ideen und Kompetenzen einbringen, Angebote selbst gestalten und Verantwortung übernehmen, aber auch einfach mitwirken", sagt Natalie Amico, die sich bei den Rolli-Raudis gerne selbst in den Rollstuhl setzt, um zu assistieren und Spaß zu haben.

 

Die Lebenshilfe Südschwarzwald bietet nachfrageorientierte Gruppenangebote für Kinder- und Jugendliche mit Behinderung an, darunter einmal im Monat den sechsstündigen "Freizeitclub", das Ferienprogramm "Abenteuer Alltag" oder die Rollstuhlsportgruppe "Rolli-Raudis". Ansprechpartnerin für Eltern, die sich über das Angebot informieren wollen, und Interessenten, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, ist Natalie Amico, Telefon: 07761/5538581, E-Mail: n.amico@lebenshilfe-ssw.de

 

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