Kinder an Klettergerüst
Susanne Kick voller Zuversicht für die Lebenshilfe

Susanne Kick voller Zuversicht für die Lebenshilfe

Die Lebenshilfe Südschwarzwald mit Sitz in Neustadt hat zwei schwere Jahre hinter sich. Es ging um nicht weniger als um den Fortbestand der Arbeit und des 50 Jahre alten Vereins. Die neue Geschäftsführerin Susanne Kick strahlt für ihre neue Aufgabe jedoch Mut und Zuversicht aus.

Wusste der inzwischen altershalber ausgeschiedene Uli Pfeiffer während der Pandemie vorübergehend nicht, wie er die Gehälter bezahlen sollte, sieht Susanne Kick die finanzielle Lage als nicht mehr prekär an – "aber entspannt ist es nicht". Kostenträger für die Leistungen der Lebenshilfe sind Kassen. Die Mitgliedsbeiträge sind überschaubar. Spenden sind überaus wichtig, aber keineswegs sicher in der krisenhaften Zeit für Privatleute und Unternehmen – die Frage ist, wie viel übrig bleibt für den sozialen Zweck. Die Aktion Mensch und andere Förderungen stehen im Hintergrund, aber nur für Projekte, nicht dauerhaft. Trotzdem, Kick ist sicher: "Wir finden Lösungen".

Der Wille, für Menschen mit Behinderung etwas zu tun

Nach dem Einstieg zum 1. Juli hat sich Kick mit Pfeiffer eingearbeitet und dann im September die Verantwortung übernommen. "Besser hätte es nicht laufen können", findet sie, ihr Vorgänger habe eine so mitnehmende Art gehabt. Wie sie überhaupt durchweg auf große Offenheit gestoßen sei, auf "Lust und Power" für die Arbeit und den Willen, für Menschen mit Behinderung etwas zu bewegen. Sie erwähnt den Wechsel von ihrem bisherigen Arbeitgeber, der großen Stiftung Liebenau, zum kleinen Verein hier mit 60 hauptamtlich und 200 ehrenamtlich tätigen Kräften.

Tatzmania, Rossfest und Tote Hosen begeistern

Die größte Herausforderung sieht Kick darin, wieder Gruppenangebote und Freizeiten machen zu können. Die Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen brachten einen Einbruch. Einfach durchstarten wäre schön, ist aber nicht ohne weiteres möglich. Denn nach so langer Abstinenz fehlt den Nutzern teils der Antrieb. Obwohl der Bedarf nach Abwechslung durchaus besteht, wie das Echo auf Tagesausflüge in den Freizeitpark Tatzmania in Löffingen, zum Rossfest in St. Märgen oder zum Konzert der Toten Hosen in Freiburg zeigten. "Es gibt Leute, die waren zwei Jahre ohne Kontakte, jetzt sind sie wieder glücklich", schildert Kick. "Es gibt allerdings auch Leute, die wollen nicht mehr. Wir müssen die Fäden neu aufnehmen. Es geht um Teilhabe und darum, dass die Menschen das nicht aus den Augen verlieren."

Ehrenamtliche vor vielen Hürden

Auch bei den Ehrenamtlichen besteht Aufholbedarf. Pfeiffer musste zuschauen, wie die Helfer verlorengingen. Kontaktbeschränkungen, Stillstand, Angst vor Corona, Diskussionen ums Impfen und die einrichtungsbezogene Impfpflichtlicht waren Gründe. Niemand weiß, ob Corona die Gesellschaft erneut einholt. Die Freiwilligen erfüllen ihre betreuende Aufgabe mal regelmäßig in Gruppenangeboten, mal flexibel, mal nur zu bestimmten Gelegenheiten wie bei Freizeiten. Möglichst viele von ihnen hofft man zurückzugewinnen und Neulinge zu werben. Kick hofft auf Vertrauen und erwähnt, dass die Freiwilligen profitieren von bereichernden Begegnungen mit Menschen mit Behinderung, die durch ihre offene Art oft Berührungsängste abbauen. Mundpropaganda ist ein bewährtes Mittel, um Unterstützung zu finden, weil schon dieses Gespräch Barrieren abbaut. Werbung in den Gemeindeblättern ist angedacht.

Hauptamtliche Verstärkung im Visier

Was die hauptamtliche Seite angeht, die zeitweise von Kurzarbeit betroffen war, hofft die Geschäftsführerin, bald die Buchhaltung besetzen zu können, die bei der komplexen Angebotsstruktur eine Fachkraft braucht. Die offene Hilfe soll verstärkt werden durch eine junge Frau, die im Bundesfreiwilligendienst bei der Lebenshilfe tätig war. Für 2023 ist die Einstellung einer pädagogischen Kraft geplant.

Die anderen Aufgaben gehen weiter: Beratung, Frühförderung, die Arbeit in den drei Kindergärten und das Fachgebiet Arbeit, das Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu führen versucht. Das Freizeitheim Dobelmühle ist wieder gefragt und 2023 nahezu ausgebucht und schon mit Anfragen für 2024 befasst.

 

Zur Person
Die 31-jährige Susanne Kick stammt aus dem schwäbischen Waldenbuch (bekannt durch eine Schokoladenmarke) und durchlief nach dem Abitur in Echterdingen am Bodensee ein Praktikum in einer Wohngruppe für Menschen mit geistiger Behinderung. Eine persönlich prägende Zeit sei das gewesen, berichtet sie. Auf der anderen Seite stand ihre Neigung zu Mathematik und Wirtschaft. Beides zu verbinden gelang mit dem Studium Sozialmanagement an der Dualen Hochschule Heidelberg und bei der Stiftung Liebenau in Meckenbeuren, wo sie sieben Jahre lang in den verschiedensten Abteilungen in der Behindertenhilfe tätig war und berufsbegleitend ihrem Bachelorabschluss einen Masterabschluss aufsetzte. Wohl war sie vor allem in der Managementfunktion eingesetzt, aber, wie sie betont, habe sie immer in Verbindung gestanden mit der Grundlage Soziales, denn "man muss wissen, wofür man etwas tut"; sie sieht sich als Generalistin. 2018 wurde sie stellvertretende Bereichsleitung, 2019 übernahm sie die volle Verantwortung und war zuletzt zuständig für die Bezirke Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Konstanz.

 

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